„In der Storyteller Night treffen wir uns auf Zoom, um uns Anekdoten und Geschichten zu erzählen. Uns verbindet die Freude am Erzählen und Zuhören. Besonders schön ist, dass die Abende spontan gestaltet werden und jede:r genau das einbringen kann, was sich richtig anfühlt.“
– Ann-Kathrin Speckmann, Erzählerin und angehende Schriftstellerin
Im Detail sieht das so aus: Einen Tag vor dem Termin bekommst Du eine Mail mit dem Zoom-Link, die Dich gleichzeitig daran erinnert, dass am nächsten Abend Storyteller Night ist. Der offizielle Beginn ist um 20.00. Im Idealfall hat jede*r eine Tasse Tee neben sich stehen und es sich mit Kerzen und Kuscheldecke richtig gemütlich gemacht.
Leider können wir kein echtes Lagerfeuer anzünden … aber mithilfe der Fantasie beginnt es trotzdem, zwischen uns seine Wärme zu verbreiten. Die Flammen knistern und die Seele darf sich entspannen. Draußen knackt es im Wald. Vielleicht schleichen Löwen und Tiger ums Feuer, doch sie können nicht bis zu uns vordringen. Die Magie der Geschichten beschützt uns.
Jeder Abend hat ein eigenes Thema. Die Themen entstehen angelehnt an das Dekameron von Boccaccio, doch jedes Mal entwickeln sie eine eigene Dynamik und entfernen sich davon. Eine*r von uns ergreift für die erste Geschichte das Wort und erntet dafür Applaus. Und nachdem die Geschichte gelobt wurde, sagt die nächste Person: „Irgendwie passt das zu einer Geschichte, die ich mal erlebt oder gehört habe, nämlich …“
Die Magie der Geschichten und des Menschseins entfaltet sich, leise und hin und wieder mit einem Stottern oder Zögern, mit klangvollen Worten und fröhlichem Lachen, mit plötzlicher Betroffenheit, die alle verstummen lässt. Manchmal führt sie dazu, dass der Abend mit einer gemeinsam erfundenen Geschichte endet, in die Elemente aus allen zuvor erzählten Geschichten einfließen, manchmal mit etwas Lustigem voller Fröhlichkeit. Immer jedoch endet der Abend mit einem Gefühl von Verbundenheit, weil alle das Menschsein der anderen spüren, auch ohne dass man es ausspricht.
Hast Du Lust, es auszuprobieren?
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FAQ
Darf ich auch nur zum Zuhören kommen?
Ich bin selbst oft sehr schüchtern und verstehe die Frage. Allerdings brauchst Du dafür keine Storyteller Night, oder? Zuhören kannst Du bei jedem x-beliebigen Podcast, bei jedem Diskussionsvideo bei Youtube und auch bei Netflix oder Hörbüchern. Die Storyteller Night funktioniert wie ein Lagerfeuer, an dem im Lauf des Abends jeder etwas erzählt. Das verbindet uns ganz anders miteiander als ein Bühnenprogramm, bei dem man aus dem sicheren Publikum zuschaut.
Was allerdings erlaubt ist: Schreibe in Deine Anmeldung, dass Du noch nicht genau weißt, was Du erzählst, weil Du Dich von den anderen inspirieren lassen willst. Oder schreib, dass Du nur eine kurze Geschichte erzählst, weil Du schüchtern bist und Dir erst mal ein Bild von allem machen willst.
Ich war übrigens auch sehr schüchtern, bevor ich meine erste Storynight-Geschichte erzählt habe … Es waren meine eigenen Gäste, die mir Mut machten, mehr auf mich selbst zu vertrauen. Wenn Du an dem Abend etwas erzählst, wird es Dir ähnlich gehen, wetten?
Wie lang muss die Geschichte sein, die ich erzähle?
Der Abend soll knapp zwei Stunden dauern. Wenn Du also eineinhalb Stunden erzählst, war es eindeutig zu lang. Wenn dagegen alle Teilnehmenden nur dreißig Sekunden lang erzählen, sind wir zu schnell fertig. Bisher hat es jedoch immer funktioniert. Vertrau auf Dein Bauchgefühl, und es wird passen.
Sind die anderen alle Profis im Erzählen?
Nein. Manche von uns schreiben Bücher. Andere träumen davon, es zu tun. Wieder andere haben keine Ambitionen in dieser Richtung. Doch Bücher zu schreiben heißt nicht, dass man dadurch zum Profi im mündlichen Erzählen wird. Das ist eine vollkommen andere Sache. An diesem virtuellen Lagerfeuer sind wir alle Anfänger*innen. Deswegen ist es so schön.
Wenn Du teilnimmst, wirst Du erstaunt feststellen: Es gehtviel leichter, als Du dachtest. Sobald die ersten ein oder zwei Geschichten erzählt sind, bricht ein Damm und Du spürst, wie Deine eigene Geschichte Gestalt annimmt. Das ist das Schöne an einem solchen Lagerfeuer. Du bist willkommen mit dem, was nur Du geben kannst.
Muss ich eine ausgedachte Geschichte erzählen?
Du allein entscheidest. Wir hatten schon Geschichten aus der eigenen Familie, von Reisen quer um die Welt, von Prüfungsangst und Seejungfrauen …
Oft, aber nicht immer, sind selbst erlebte Geschichten am einfachsten zu erzählen. Gleichzeitig eignen sie sich besonders gut, um Deinen schönen und einzigartigen Blick auf die Welt zu vermitteln. Das, was Du bist, ist wertvoll. Vertraue darauf.
Bin ich wirklich willkommen? Ich bin doch gar nix Besonderes …
Gilt das nicht für jeden Menschen? Das virtuelle Lagerfeuer wird angezündet, um uns an unser Menschsein zu erinnern. Wir erzählen einander davon, was es bedeutet, am Leben zu sein, auf all die zehntausend Arten, auf die Leben funktioniert. Das, was Du bist, ist viel einzigartiger, als Du glaubst. Wenn Du erzählst, wirst Du es spüren.
Bist Du dabei?
Ich freue mich auf Dich!
Deine Hanna
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Die Verfasserin:
Hanna Aden (*1983) ist Schriftstellerin und examinierte Lehrerin. Seit 2015 unterstützt sie als Seminarleiterin und Coach angehende und professionelle Autor:innen auf ihrem Weg.
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Danke, dass Du meinen Text gelesen hast! Ich mag neugierige und wissbegierige Menschen. Besonders, wenn sie sich für das Erzählen von Geschichten interessieren.
In meinem Newsletter verschicke ich (halbwegs) regelmäßig Tipps über das Schreiben, Inspirationals und informiere Dich über neue Blogbeiträge und Videos. Außerdem schenke ich Dir als Dankeschön für Dein Interesse das E-Book „Romane schreiben für Anfänger:innen“ im PDF-Format. Dort erhältst Du 18 praktische und direkt umsetzbare Lektionen, die Dir die Basics des Schreibhandwerks informativ und fesselnd vermitteln.
Mein Best Buddy würde sagen: Gönn Dir!
Ich freue mich darauf, Dich vielleicht schon bald in einem meiner Kurse kennenzulernen.
Liebe Grüße
Hanna