Was hilft bei Schreibblockaden?

Professionelle Autor:innen sagen mitunter, dass es keine Schreibblockaden gibt. Es gibt nur Faulheit. Wer seinen Lebensunterhalt mit dem Schreiben verdient, kann sich keine Blockaden leisten. Wenn Du im Büro sitzt, kannst Du auch nicht einfach sagen, dass Du heute eine ‚Arbeitsblockade‘ hast, und dann lässt Du es halt. Genauso, wie jeder andere arbeitende Mensch auch dann aktiv werden muss, wenn er lieber faullenzen will, müssen das auch Schriftsteller:innen.

Trotzdem gibt es diese Minuten, Stunden oder Tage, an denen die Muse einfach nicht so will wie Du. Was kannst Du tun, um damit umzugehen?

Ich habe festgestellt, dass es hilft, wenn man sich klarmacht, aus welcher Quelle sich die jeweilige ‚Schreibblockade‘ speist. Je nach Ursache gibt es andere Lösungsmöglichkeiten. In meinem Workbook „Finde den Weg zu Deiner Story“ gibt es dazu auch einen praktischen Selbsttest.

(Einer von mehreren. Ich mache solche Tests in Zeitschriften immer unglaublich gern, also hoffe ich, es geht Dir ähnlich 🙂 )

Schreibblockaden-Ursache 1: Müdigkeit

Die Lösung:

Diese Ursache für eine Schreibblockade erscheint so simpel, dass man sie oft gar nicht in Erwägung zieht. Nach drei Tagen im Büro voller Meetings, Machtkämpfen und kaputter Kopierer, an denen Du abends die Wohnung geputzt hast und nachts die nächste Präsentation vorbereitest, fühlt auch der stärkste Mensch allmählich so etwas wie Erschöpfung. Jetzt noch eine halbe Stunde schreiben? Manchmal sagt der Körper einfach Nein.

Sei gnädig mit Dir! Du bist nicht Herakles und musst keine übermenschlichen Kräfte beweisen. Nimm Dir heute statt der dreißig Minuten nur zehn Minuten vor und schreib eine kleine Sequenz, für die Du nicht viel denken musst. Klopf Dir hinterher auf die Schulter und freu Dich auf den nächsten Tag. Morgen läuft es bestimmt wieder besser.

Schreibblockaden-Ursache 2: Dein Kopf ist zu voll

Die Lösung:

Auf den ersten Blick ähnelt diese Blockadenform der Schreibblockade aufgrund von Müdigkeit. Während Müdigkeit aber eher aus körperlicher Erschöpfung resultiert, liegt es hier eher daran, dass sich ungelöste Probleme aus Deinem Leben auch in Deine Schreibzeit drängen. Vielleicht hast Du Dich über Deine:n Chef:in geärgert. Auch Kund:innen können einem das Leben manchmal echt zur Hölle machen, ganz zu schweigen von den Möglichkeiten im Privatleben, Deinen Kopf und Dein Herz in Aufruhr zu versetzen.

Bei dieser Blockadeform scheint es unmöglich, die vielen Stimmen im Kopf zum Schweigen zu bringen. Versuch es deswegen gar nicht erst! Lege Deinen Roman für einen Moment beiseite und versuche stattdessen eine Flowschreibübung. Zehn Minuten Tagebuch, freies Schreiben, Gedichtverfassen oder ein Brief an eine fiktive Freundin helfen, das Chaos aus Deinem Kopf auf Papier zu bannen. Anschließend hast Du immer noch 15 bis 20 Minuten für die Weiterarbeit an Deinem Roman.

Schreibblockaden-Ursache 3: Persönliche Betroffenheit

Die Lösung:

Die Liebe Deines Lebens hat dich vor einer Woche verlassen. Heute willst Du eine Szene schreiben, in der sich die Heldin und der Held Deines Romans ineinander verlieben. Doch jedes Mal, wenn Du auf den Bildschirm schaust, verschwimmen Deine Augen und Du willst am liebsten losweinen und nie wieder aufhören …

Nicht immer ist die persönliche Betroffenheit bei einem Thema so deutlich erkennen wie an diesem Beispiel. Hier würde vermutlich jeder dazu raten, erst einmal Abstand zu suchen und sich dem Verlieben in Romanform ein anderes Mal zu widmen.

In vielen Fällen ist die persönliche Betroffenheit jedoch subtiler vorhanden. Du erkennst nicht auf den ersten Blick, dass der zentrale Kampf der Heldin oder des Helden etwas mit einem Kampf zu tun hat, der auch in Dir tobt. Beispiele hierfür wären die Angst vor dem Verlassenwerden, die Angst vor Sichtbarkeit, das Gefühl, nicht gut genug zu sein und vieles mehr.

Wenn Du merkst, dass die Ursache für Deine Schreibblockade ein solcher persönlicher Bezug zum Thema der Szene oder der Story ist: Sei nett zu Dir. Gönne Dir Abstand zu diesem Romanprojekt und schreibe an etwas anderem weiter. Tagebuchschreiben kann ebenfalls helfen. Damit setzt Du Dich literarisch mit dem Kampf in Dir auseinander und bereitest Dich damit gleichzeitig für die Weiterarbeit am Roman vor.

Bevor Du weiterarbeitest: Überlege noch einmal genau, wie viel von Deinem Leben Du wirklich in die Story einfließen lassen willst. Vielleicht gibt es auch Dinge, die einfach privat und allein bei Dir bleiben sollten?

Manche Autor:innen nutzen gerade diesen verdrängten Schmerz aus ihrem Leben als Ressource, um immer tiefer in die Konflikte ihrer Story einzudringen. Das kann funktionieren, aber auch fürchterlich schiefgehen. Prüfe hier eigenverantwortlich, was Du Dir abverlangen willst.

„Wen kümmert, wenn es grausam wehtut, solange ein gutes Buch dabei herauskommt?“, sagte einst Lord Peter Wimsey zur Schriftstellerin Harriet Vane. Für mich ist das immer noch die schönste Art, auf die ein liebender Mann einer Schriftstellerin Respekt zeigen kann. Genauso wie umgekehrt.

(Dorothy Sayers: Aufruhr in Oxford. Rowohlt Taschenbuchverlag, 2001)

Schreibblockaden-Ursache 4: (Zu) hoher Anspruch an sich selbst

Die Lösung:

Dieses Problem kennen vor allem Autor*innen, die schon eine oder mehrere Geschichten erfolgreich abgeschlossen haben. Du hast den Text viele Male überarbeitet, bis jedes Detail darin genau das ausdrückte, was Du wolltest. Deine Testleser haben Vorschläge gemacht, vielleicht hattest Du sogar ein professionelles Lektorat.

Der fertige Text Deiner alten Geschichte hat ein Level der Perfektion erreicht, dass Du bei der ersten Niederschrift Deines neuen Projektes vermisst. Verglichen mit der fließenden Eleganz Deiner früheren Texte kommt Dir die Rohfassung holprig und ungeschickt vor. Was ist nur los? Hast Du vollkommen verlernt, wie man schreibt?

Vertraue auf die Kraft in Dir. Sie wird Dich tragen. Nicht in jeder einzelnen Sekunde, aber oft genug. Den Rest wirst Du allein schaffen.

Sei gnädig mit Dir selbst. Erinnere Dich daran, dass Du Deinen Text überarbeiten wirst. Irgendwann. Nicht jetzt. Jetzt schreibst Du einfach weiter, und weiter, Wort für Wort und Satz für Satz. Hör auf zu urteilen. Vertraue auf die Kraft in Dir. Du hast es schon einmal geschafft. Du wirst es wieder schaffen.

Schreibblockaden-Ursache 5: Handwerkliche Lücken

„In meinem Kopf fließt alles wie weiche Butter. Sobald es ans Aufschreiben geht, kommt es mir vor, als sei die Butter steinhart gefroren.“

Mit diesem Satz beschrieb mein Vater mir als Teenager das, was ein Freund von ihm über das Schreiben gesagt hatte. Er wollte mir Mut machen. Die Inspiration sei launisch, erklärte er mir. Ich sollte mich nicht so unter Druck setzen.

Damals wusste er so wenig wie ich, dass man vor dem Erklimmen der Gipfel des Schreibolymps über Monate und Jahre hinweg das Schreibhandwerk lernen und studieren muss.

Als hoffnungsvolle Jungautorin habe ich am längsten gebraucht, um diese Ursache für Schreibblockaden zu erkennen. Die Vorstellung kam mir seltsam vor. Ich hatte doch schon so viele Geschichten geschrieben oder zumindest angefangen! Wenn es an einer Stelle nicht weiterging, musste der Grund dafür an dieser mysteriösen Blockade liegen.

Oder?

Die Lösung:

Wenn Du in Deinem Leben erst einen oder zwei Dialoge geschrieben hast und sich Deine Beschreibungen auf Sachtexte im Deutschunterricht beschränken, wird es tatsächlich schwierig, eine Szene voller Emotionen, Spannung und Intensität zu schreiben. Wenn Du keine Ahnung von Want und Need Deiner Figur hast und Dein Plot sich auf „Am Anfang ist es ein Mensch wie Du und ich und dann passieren ganz viele Dinge“ beschränkt, wird es tatsächlich schwer, aus dem Nichts ein funktionierendes Romanmanuskript zu erschaffen.

Das ist nicht unbedingt eine Blockade, sondern fehlendes handwerkliches Können. Wenn ich mich (mit gerade mal fünf oder sechs Jahren Klavierunterricht als junges Mädchen) an einen Konzertflügel setze und erwarte, aus dem Stehgreif eine Sonate auf dem Level von Johann Sebastian Bach zu komponieren, werde ich scheitern. Nicht, weil ich ‚blockiert‘ bin, sondern weil ich nie gelernt habe, wie es geht.

Wenn es Dir reicht, in Deinen Sternstunden Textfragmente zu schreiben, die Dich glücklich machen, ist das wunderbar. Du hast ein Hobby, an dem Du Freude hast und über das Du Deine Persönlichkeit ausdrückst. Mach einfach weiter damit und freue Dich an den Zeiten, in denen die Muse bei Dir ist! Ich selbst liebe es auch, auf dem Klavier oder der Harfe zu improvisieren. Damit werde ich nie ein professionelles Level erreichen, aber ich habe Spaß daran und mein Mann hört mir von Zeit zu Zeit gern zu.

Lösung 1: Akzeptiere, dass Schreiben ein wunderbares Hobby ist.

Wenn Du dagegen den Anspruch hast, Deinen jetzigen Roman (und vielleicht noch weitere) fertigzustellen, dann musst Du den mühsamen Weg gehen. Lerne Dein Handwerk voller Geduld, genauso wie es Johann Sebastian Bach tat.

Lösung 2: Akzeptiere, dass Schreiben ein Handwerk ist, das man lernen und üben muss, wenn man Erfolg haben will.

Denk daran: Gutes Storytelling funktioniert auf drei Ebenen.

  • Figurcharakterisierung
  • Plot/Konflikt
  • Sprache und Stil

Kennst Du schon meinen frei zugänglichen Basiskurs Romane schreiben?

Dort findest Du die wichtigsten Grundlagen des Schreibhandwerks in handlichen und leicht verständlichen Lektionen.

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Praxistipp: Pack das Problem bei der Wurzel!

Dein Vorteil bei diesem Workbook ist, dass ich Dir als professionelle Autorin gleich aus zwei Gründen wertvollen Input für Deinen künstlerischen Weg mitgebe. Als Schriftstellerin und gleichzeitig Lehrerin besitze ich das notwendige Wissen und weiß, wie man es vermittelt.

Learning by Doing:

Mit diesem Workbook erhältst Du auf hundert Seiten eine spielerisch und leicht anmutende Einführung in das Schreibhandwerk. In diesem Workbook gibt es nahezu keine Theorietexte oder Beispiele von anderen. Dafür gibt es genug andere Schreibratgeber, deren Verfasser:innen oft genug voneinander abschreiben und sich gegenseitig zitieren.

In diesem Arbeitsbuch findest Du stattdessen 100 Seiten, die Dich direkt in die Praxis bringen. Du erhältst das komprimierte Resultat von über 20 Jahren Erfahrung als Schriftstellerin und Lehrerin auf eine Weise, die Dich zum Schreiben animiert und die Theorie vergessen lässt. Während des Arbeitens begreifst Du bei jedem einzelnen Aspekt des Handwerks:

Natürlich, so funktioniert es. Ich habe es getan und währenddessen die Methode verstanden. Jetzt kann ich sie auch für künftige Bücher nutzen.

Die Verfasserin:

Hanna Aden (*1983) ist Schriftstellerin und examinierte Lehrerin. Seit 2015 unterstützt sie als Seminarleiterin und Coach angehende und professionelle Autor:innen auf ihrem Weg.

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Danke, dass Du meinen Text gelesen hast! Ich mag neugierige und wissbegierige Menschen. Besonders, wenn sie sich für das Erzählen von Geschichten interessieren.

In meinem Newsletter verschicke ich (halbwegs) regelmäßig Tipps über das Schreiben, Inspirationals und informiere Dich über neue Blogbeiträge und Videos. Außerdem schenke ich Dir als Dankeschön für Dein Interesse das E-Book „Romane schreiben für Anfänger:innen“ im PDF-Format. Dort erhältst Du 18 praktische und direkt umsetzbare Lektionen, die Dir die Basics des Schreibhandwerks informativ und fesselnd vermitteln.

Mein Best Buddy würde sagen: Gönn Dir!

Ich freue mich darauf, Dich vielleicht schon bald in einem meiner Kurse kennenzulernen.

Liebe Grüße
Hanna

Bildbearbeitung: Diana Aslan. Alle Fotogrundlagen als Lizenz bei Shutterstock erworben.