Kann man Liebe planen?

Im richtigen Leben könnte das schwierig werden. Es spielt keine Rolle, wie sehr die Schmetterlinge im Bauch kribbeln: Echte Liebe kann man am Reißbrett nicht planen. Ganz egal, wie sehr man sich vor dem ersten Date alles zurechtträumt, die Realität hat ihre eigenen Regeln.

Zum Glück hat man im Roman mehr Kontrolle! Auch, wenn Du als Schreibmensch natürlich immer darauf achten solltest, dass sich die Story-Steps natürlich anfühlen und dazu passen, wie sich die Figur fühlt und entwickeln will.

Die folgenden 10 Steps einer Lovestory entspringen meiner eigenen Arbeit als Autorin. Sie sind eine Mischung aus der Theorie, die ich so klugen Menschen wie Basener, Hays, Truby und McKee verdanke, und meinen eigenen Beobachtungen im realen Leben. Nutze sie bitte nicht als sklavische Anleitung zum Richtigmachen, so sind sie nicht gedacht!

Aber wenn Du bisher nur grob im Gespür hast, wie sich die Lovestory im Haupt- oder Nebenplot entwickeln soll, kannst Du mit diesen Steps und Fragen Deine Romanhandlung ein Stück weit verbessern.

Übrigens: In meinem Newsletter gibt es regelmäßig weitere spannende Tipps rund um alles zum Thema Schreiben!

1.) Figur im Mangel

Du kennst das Prinzip vermutlich schon aus anderen Bereichen des Plottens: Am Anfang des Romans hat die Figur ein Problem. Aber es ist noch nicht das Problem, mit dem sie sich beim Höhepunkt des Romans herumschlagen wird.

Sei an dieser Stelle so kreativ, wie Du möchtest. Eine Figur, die die ganze Zeit nur jammert, weil sie den oder die Ex nicht überwunden hat, ist unsympathisch. Du hast Dir garantiert im Vorfeld eine Menge Gedanken gemacht, wie die gewohnte Welt Deiner Figuren aussieht. Sei hier so kreativ, wie es richtig ist für Deine Story.

Wichtig ist aber, dass man spürt: Die Figur (bzw. beide Figuren) sind irgendwie im Mangel. Sie sehnen sich nach Liebe, auch wenn sie es nicht greifen können. 

Worauf musst Du hier achten?

Würdest Du Dich auf eine große Liebesgeschichte mit jemandem einlassen, der beim ersten Treffen die ganze Zeit nur von dem/der Ex erzählt und davon, wie schön oder schlimm alles war? 

Was auch immer Deine Figur in der Vergangenheit erlebt hat: Keine Rückblenden! Die nehmen Tempo raus und führen dazu, dass man Distanz zur Figur aufbaut.

Ähnlich verhält es sich mit dem Lesen eines Romans, in dem mich eine zarte Lovestory erwartet. Was auch immer man am Anfang von den Figuren erfährt: Es sollte etwas aus ihrem aktuellen Leben sein und kein unverarbeiteter Schmerz in der Vergangenheit!

Einzige Ausnahme: Die Trennung passiert ganz zu Beginn des Romans. So etwas kann mitunter funktionieren, auch wenn es riskant ist. Denn Hand aufs Herz, wer ist so kurz nach dem Scheitern einer Beziehung bereit für eine neue große Liebe?

Welche Fragen helfen beim Planen dieses Steps?

  • Auf welche Weise wurde Deine Figur von der Liebe verwundet oder misstraut ihr?
  • Wie passt das mit dem zusammen, was ihr künftiger Loveinterest erlebt hat?
  • Mit  welchen Problemen plagt sich die Figur in ihrer Gegenwart herum, die nichts mit der Liebe zu tun haben?

2.) Der Blick

Zwei Frauen sind in einer Discothek und lächeln einen Menschen außerhalb des Fotos an.

Oft fallen Station 2 und 3 zusammen. Die beiden tauschen einen Blick aus, und kurz danach stolpert einer von ihnen oder sie kommen auf andere Weise ins Gespräch.

Ich empfehle trotzdem, den ersten Blick als eigene Station beim Entwickeln der Lovestory auszuwählen. Die Begegnung der beiden Liebenden ist zumindest teilweise vom Schicksal vorherbestimmt, denn trotz aller Hindernisse werden sie sich am Ende kriegen und miteinander für viele Jahre eine glückliche Zukunft aufbauen. So etwas kann kein reiner Zufall sein!

Nimm Dir also ein wenig Zeit für den ersten Blick von Auge zu Auge. Mach es ein wenig besonders, damit man spürt: Wir sind gerade Zeuge des Beginns von etwas Großem.

Worauf musst Du beim Entwickeln achten?

Suche nach der richtigen Mischung aus Besonderem und Alltäglichem. Im Idealfall erwischt es Deine Figur mitten in einer ganz alltäglichen Situation. Und nein, niemand wird Dir glauben, dass sie von da an an nichts anderes mehr denken kann. Aber so ein bisschen spüren sollte man den Augenblick schon!

Welche Fragen helfen beim Planen dieses Steps?

  • Bei welcher Gelegenheit könnten die beiden zufällig oder absichtlich aufeinandertreffen?
  • Was genau passiert, während sie sich das erste Mal in die Augen sehen? Was fühlen und denken sie, und was passiert währenddessen?
Ein Mann und eine Frau tanzen im Sonnenuntergang. Text: Kitsch oder LIteratur? – Schreibkurs
Online-Kurs

Liebe als Haupt- und Nebenplot im Roman

Termine:

Sonntag, 15. Juni ’25, 14.00 – 17.00 Uhr

Sonntag, 22. Juni ’25, 14.00 – 17.00 Uhr

Sonntag, 29. Juni ’25, 14.00 – 17.00 Uhr

3.) "Meeting Cute"

Ein Mann und eine Frau prosten sich in einem Restaurant mit einem Weinglas zu. Sie lächeln einander glücklich an.

Die erste richtige Begegnung der beiden kann unmittelbar auf den ersten Blick folgen: Er sieht sie, stolpert beim Aussteigen aus der Straßenbahn und fällt hin. Sie hilft ihm auf, sie sehen sich erneut an und finden einen Grund, miteinander Kaffee trinken zu gehen.

Du kannst beides auch noch einmal auseinanderziehen: Beide begegnen sich bei einer sozialen Veranstaltung, schauen sich etwas zu lange an und gehen zunächst wieder ihrer Wege. Dann kommt es zur neuen Begegnung, und die darf dann so richtig gut spürbar werden.

„Meeting cute“ ist ein Begriff, den ich bei John Truby gelernt habe. Er drückt aus, dass das erste Treffen ein ruhig ein wenig niedlich sein darf. Das hier ist die Geschichte, die sie eines Tages ihren Enkeln erzählen werden! Mach es also ruhig ein wenig interessant und suche nach Wegen, die Du bisher nur selten gelesen hast. Hauptsache, man spürt, dass die beiden gerade ganz hin und weg voneinander sind – oder sich erst mal ein heftiges Wortgefecht liefern, weil sie ein Ventil für das seltsame Knistern in der Luft brauchen!

Worauf musst Du beim Entwickeln achten?

Bei diesem Step lauert die Klischee-Falle. Es gibt viele schöne Arten, wie Liebende sich das erste Mal richtig begegnen können: Auf einer Party, bei einem Konzert, beim Spaziergang im Park … Dating-Apps fallen für den Liebesroman eher raus, weil sie den Begegnungen des Schicksalhafte und Aufregende nehmen, das wir in solchen Romanen suchen. Wenn beide klar und deutlich auf der Suche sind, woher sollen die Schwierigkeiten kommen?

Aber alles, was Du Dir ausdenken kannst, hat vor Dir garantiert schon jemand anders gefunden. Sei also hier so originell und kreativ, wie Du nur kannst – solange es sich trotzdem authentisch und natürlich für diese beiden Figuren vorstellst.

Gib Deinen Lesenden ein wenig Raum zum Träumen, dass es Ihnen vielleicht schon morgen ähnlich gehen könnte …

Welche Fragen helfen beim Planen dieses Steps?

  • Bei diesem Step geht es darum, Klischees zu vermeiden. Frage Dich also: Was sind die zehn Orte, an denen Du ein solches Kennenlernen Dir aus Film und Roman vertraut erscheint?
  • An was für Orten fühlen sich Deine Figuren wirklich wohl?
  • An was für Orten fühlen sie sich höllisch unwohl und würden eigentlich niemals jemandem begegnen wollen?
  • Was verläuft bei der ersten Begegnung ganz anders als geplant?

4.) Der Tanz

Ein Mann und eine Frau tanzen als Silhouetten vor der untergehenden Sonne.

Früher oder später wird es ernst, das ist völlig klar. Aber irgendwann zwischen dem Kennenlernen und der Katastrophe an Punkt 9 gibt es eine Phase, die sich für beide wunderschön und aufregend anfühlt. Es wird nicht ausgesprochen, ob es um tiefere Gefühle geht oder nicht. Alles liegt in der Schwebe. Die Realität mit all ihren Sorgen bleibt, aber irgendwie ist die Welt rosa glitzernd verklärt und wird schöner dadurch, dass der andere in ihr existiert.

In dieser Phase können die beiden ganz physisch zum Tanzen gehen. Sie können auch Tretboot fahren gehen, gemeinsam eine Bank überfallen, feindlichen Aliens in den Hintern treten oder (je nach Genre) zwischen leidenschaftlichem Sex und wilder Ablehnung hin- und herwechseln.

Was auch immer in dieser Phase passiert, es ist noch nicht „ernst“. Es geht noch nicht um alles oder nichts, das eigene Herz und die für immer ruinierte Zukunft. In dieser zarten, namenlosen Phase lebt man völlig im Augenblick und fragt nicht mehr nach damals oder morgen.

Worauf musst Du beim Entwickeln achten?

Diese Phase ist wichtig. Übergehe sie nicht oder behandele sie leichtfertig. Sie gehört zu dem, was die Lesenden an einer Lovestory am meisten mögen: Sie wollen sich noch einmal so federleicht und beschwingt fühlen. Nimm Dir also Zeit, die beiden zu zeigen, wie sie umeinander herumtanzen, sich angezogen fühlen und zurückschrecken …

Ja, es ist leichter, das alles offscreen stattfinden zu lassen. Die Figur kann auch einfach irgendwo erzählen, wie schön es gerade ist.

Aber wenn Du diese Phase der federleichten Unsicherheit nicht gut genug zeigst, dann versteht man im weiteren Verlauf nicht gut genug, was die beiden überhaupt zueinander hinzieht!

Welche Fragen helfen beim Planen dieses Steps?

  • Was könnten die beiden miteinander unternehmen und erleben? (So, dass es in Deinen Roman und Deine Welt passt)
  • Was könnte dabei schiefgehen?
  • Welche unerwarteten Eigenschaften und Fähigkeiten entdecken sie dabei aneinander, die sie entweder entzücken oder befremden?
Ein Mann und eine Frau tanzen im Sonnenuntergang. Text: Kitsch oder LIteratur? – Schreibkurs
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Termine:

Sonntag, 15. Juni ’25, 14.00 – 17.00 Uhr

Sonntag, 22. Juni ’25, 14.00 – 17.00 Uhr

Sonntag, 29. Juni ’25, 14.00 – 17.00 Uhr

5.) Erste Spannungen

Eine Frau blickt einen Mann missmutig an. Der Mann wendet der Kamera den Rücken zu.

Wenn man sich an die intensiven Liebesgeschichten im eigenen Leben erinnert, kommt es einem oft so vor, als wäre von Anfang an alles klar gewesen. Erst, wenn man in alten Tagebucheinträgen stöbert, uralte Chat-Nachrichten liest oder andere Menschen in dieser verwirrenden Phase miterlebt, merkt man: Das hier ist ganz schön ernst!

Das Ziel einer Liebesgeschichte ist üblicherweise eine Beziehung, die Jahrzehnte oder ein ganzes Leben lang halten soll. In diesen Jahrzehnten werden die beiden Konflikte haben, von denen sie am Anfang nicht mal träumen würden. Es wird Zeiten geben, in denen sie sich auseinanderleben, und Zeiten, in denen sie neu zueinanderfinden.

So etwas schafft man nicht mit jedem dahergelaufenen, körperlich leidlich anziehenden Menschen.

Deswegen beinhaltet eine gute Liebesgeschichte immer auch die Spannungen, die früher oder später auftauchen werden. Die zwei Liebenden werden keine perfekte Symbiose bilden können. Deswegen müssen sie in ihrer Liebesgeschichte unter Beweis stellen, dass es zwischen ihnen durchaus auch mal Unterschiede und Spannungen gibt – und dass sie das Zeug dazu haben, einen Weg dort hindurchzufinden.

Worauf musst Du beim Entwickeln achten?

In mäßig geschriebenen Lovestorys zanken sich die beiden hier viel, ohne dass man richtig versteht, warum eigentlich. Oder es gibt externe Gründe wie Familienfehden bzw. ihr modernes Äquivalent, der Interessenskonflikt beispielsweise zwischen der Tochter einer Gangsterfamilie und eines FBI-Agenten.

Wenn Deine Geschichte glaubhaft wirken soll, dann gibt es über die äußeren Hindernisse hinaus auch noch innere Konflikte. Tief in ihrer Seele haben beide Angst davor, sich aufrichtig verletzlich zu machen und den schwebenden Glitzerzustand in etwas anderes zu verwandeln, was verbindlich und dauerhaft ist.

Das würde dem anderen entsetzlich viel Macht über das eigene Herz geben.

Aus reinem Selbstschutz sagt die Psyche dann meist: Lieber ein wenig auf Distanz gehen. Es gibt immer gute Gründe dafür. Aus Sicht der Figur. Aber Du als Autor:in weißt es besser: Die Figur baut feine Mauern auf, um ihr Herz davor zu schützen, dass es verletzt wird.

Welche Fragen helfen beim Planen dieses Steps?

  • Welche äußeren Gründe führen dazu, dass es zwischen den Figuren kracht? (Interessenskonflikte, Familie, Geld, Umfeld …)
  • Was ist die schlimmste Angst der Figuren davor, was passieren könnte, wenn es ernst wird?
  • Was treibt sie dann trotzdem wieder zueinander?

6.) Das Leuchten zum Greifen nah

Ein Mann und eine Frau ganzen leidenschaftlich Tango vor einer grauen Betonwand.

Nachdem die Figuren ihre ersten Spannungen hatten, lässt sich der schwebende Glitzerzustand der verliebten Phase nicht mehr zurückholen. Wenn das mit den beiden eine harmlose Liebelei gewesen wäre, würden sich ihre Wege an dieser Stelle wieder trennen.

Doch tief in ihrem Herzen spüren sie bereits: Das mit uns ist ernst. Es ist groß, es ist wichtig. Dieser verwirrende andere Mensch gibt mir etwas, wonach ich schon lange gesucht habe. So lange, dass ich gar nicht mehr gespürt habe, dass da eine leere Stelle war.

Das Herz erkennt so etwas lange, bevor der Kopf es akzeptieren kann.

Aus diesem Grund kommt früher oder später der Moment, wo beide ihre Zweifel wegschieben und noch einmal versuchen, das Glitzergefühl aus Phase 4 (Der Tanz)  zurückzuholen. Sie erleben irgendetwas Außergewöhnliches miteinander. Oft kommt es hier zum ersten Kuss. In anderen Romanen, wo sie während der Tanz-Phase bereits heftig miteinander die Bettlaken zerwühlt haben, gibt es etwas anderes, was ein neues Level an Intimität mit sich bringt: Vielleicht erzählen sie sich etwas aus ihrem Leben, was sie noch niemandem erzählt haben, und stellen plötzlich fest: Unsere Verbindung geht tiefer, als wir dachten.

Dieser Moment ist oft identisch mit dem Midpoint im –> 3-Akt-Modell.  

Worauf musst Du beim Entwickeln achten?

Die Beziehung Deiner Liebenden muss eine neue Stufe erreichen und sich dadurch leise, aber für immer verändern:

  • Wenn sie vorher fröhlich im Kriminalfall ermittelt und einander gefrotzelt haben, ist jetzt vielleicht „nur“ der Moment, wo sie das erste Mal privat etwas miteinander unternehmen.
  • Wenn sie vorher viele Dinge miteinander unternommen haben, aber sich eingeredet haben, dass es „nur freundschaftlich“ war, kommt es jetzt vielleicht zum ersten Kuss.
  • Wenn sie vom ersten Kapitel an körperliche Anziehung verspürten und ihr auch nachgaben, kommt jetzt der Moment, wo eine emotionale Ebene dazukommt und sie einander auf dieser Ebene Vertrauen zeigen.

Wichtig dabei ist: Es muss irgendetwas sein, von dem es kein Zurück mehr gibt. Die beiden haben nach der Phase der ersten Spannungen gefühlt, dass sie von hier aus nicht auseinandergehen wollen, sondern den anderen noch dichter an sich heranlassen wollen. Und für einen Moment scheint alles vollkommen.

Welche Fragen helfen beim Planen dieses Steps?

  • Welche Ebenen umfasste die „Beziehung“ der beiden während der Phase des „Tanz“? Körperlich, emotional, intellektuell, beruflich?
  • Welche Ebene holst Du an dieser Stelle mit dazu, um spürbar zu machen, dass es jetzt kein Zurück mehr gibt?
  • Was genau passiert, was größer und tiefer ist als alles in Phase 4?
Ein Mann und eine Frau tanzen im Sonnenuntergang. Text: Kitsch oder LIteratur? – Schreibkurs
Liebe als Haupt- und Nebenplot im Roman
  • Was ist ein Klischee und warum nutzt man sie so oft?
  • Was können wir von Rosamunde Pilcher lernen – und was nicht?
  • Der Unterschied zwischen banal und erinnerungswürdig

7.) Es wird ernst: Einseitiger Rückzug

Eine Frau geht mit Regenschirm durch einen verregneten Park. Ihr Gesicht bleibt versteckt.

Niemand baut eine jahrzehntelange Partnerschaft darauf auf, dass man ein romantisches Erlebnis hatte, das tiefer ging als die verträumte Phase des Glitzerns, wo man miteinander zu tanzen schien. Klar, die beiden haben jetzt gespürt: Das mit uns, das hat eine weitere Ebene, die wir vorher nicht gesehen haben.

Doch anstatt sich jetzt erleichtert und dankbar in die Arme zu fallen, tauchen alte Dämonen und Ängste auf, die man längst besiegt glaubte:

  • Die Figur glaubt, dass sie es nicht wert ist, geliebt zu werden.
  • Wenn sie jemanden an sich heranlässt, wird derjenige sie bald wieder verlassen.
  • Liebe bedeutet, schwach zu werden, aber das kann man sich in der aktuellen Situation aus ganz bestimmten Gründen nicht leisten.
  • Alles, was Dir sonst noch einfällt!

Deswegen zieht sich jetzt einer von beiden zurück. 

Worauf musst Du beim Entwickeln achten?

An dieser Stelle geht es um Ängste, die tiefergehen als externe Faktoren wie die berufliche Situation, die gesellschaftliche Stellung oder die Meinung der anderen. Für Deine Figuren darf es sich chaotisch anfühlen, aber Du als Schreibmensch musst wissen, was los ist. An diesem Story-Step hat die Figur einen geheimen Grund, den sie vielleicht nicht einmal sich selbst eingesteht, und einen offiziellen, an den sie glauben will.

Übrigens: Idealerweise durchlaufen beide Figuren diese Phase, aber nicht genau zeitgleich. Dadurch bekommen sie beide eine Möglichkeit, sich noch einmal zu fragen, ob sie diese Liebe wirklich wollen. Nur so glaubt man ihnen am Ende, dass sie zu ihrer finalen Entscheidung auch stehen werden.

Welche Fragen helfen beim Planen dieses Steps?

  • Wer zieht sich zurück, und wer wird durch diesen Rückzug verletzt?
  • Was sind die tiefen, inneren Gründe für den Rückzug?
  • Was für Gründe werden vorgeschoben? (z. B. Konzentration auf Arbeit/Ehrenamt/Freundschaften …)

8.) Entscheidung für die Liebe (einseitig)

Eine Frau mit schulterfreiem Kleid und breiter Halskette wirft einen skeptischen Blick an einem Zylinder vorbei, den sie sich halb vors Gesicht hält.

Nachdem sich die Figur zurückgezogen hat, glaubt sie zunächst, dass jetzt alles gut ist. Sie kann zu ihrem gewohnten Leben zurückkehren, sich auf die Arbeit konzentrieren und ihr Herz bleibt weiterhin vor Verletzungen geschützt.

Doch irgendwie fühlt sich das nicht so gut an, wie es das sollte. 

Schritt für Schritt reift während dieser Phase des Rückzugs die Erkenntnis: Der andere Mensch ist tatsächlich wichtig. Ich möchte mich ihm öffnen, ich möchte ihm vertrauen und zeigen, dass ich an unsere Liebe glaube. Ich muss aufs Ganze gehen, denn es geht auch um alles.

Diese Entscheidung benötigt sehr viel Mut.

Worauf musst Du beim Entwickeln achten?

Mach Deinen Figuren diese Entscheidung nicht zu leicht. Wenn völlig klar wäre, dass das Gegenüber die Liebe erwidert und sie von jetzt an glücklich sein werden, dann ist es keine Entscheidung. Dann fällt das Glück einfach so vom Himmel.

Beim Lesen denkt man dann: Was werdet ihr tun, wenn das Glück einmal nicht vom Himmel fällt? Ist das jetzt einfach ein Märchen, und von jetzt an leben sie glücklich bis an ihr Lebensende?

In den Geschichten, die in Erinnerung bleiben, spürt man die Gründe für den Rückzug – und man spürt den Mut, den die Figur braucht, um sich selbst endlich einzugestehen: Ich möchte diese Liebe. Sie ist wertvoll genug, dass ich darum kämpfen werde. Dort, wo ich am verletzlichsten bin, nämlich in meinem Herz und dort, wo ich es für einen anderen Menschen öffne.

Mach es den Figuren also nicht zu leicht, sondern gib ihnen echte Kämpfe, an denen sie wachsen müssen.

Welche Fragen helfen beim Planen dieses Steps?

  • Was setzt die Figur aufs Spiel, wenn sie ihr Herz öffnet?
  • Was ist es, was sie verlieren kann und was ihr Angst macht?
Ein Mann und eine Frau tanzen im Sonnenuntergang. Text: Kitsch oder LIteratur? – Schreibkurs
Liebe als Haupt- und Nebenplot im Roman
  • Nutze Deine Unique Voice als Waffe gegen Kitsch
  • Baue einen romantischen Spannungsbogen, der funktionert
  • Gewinne neue Sicherheit und Schreibfreude beim Thema Liebe

9.) Verletzlichkeit und Dunkelheit

Die Silhouette eines Mannes und einer Frau vor blauem Hintergrund, die sich gegenseitig den Rücken zuwenden.

Eine Entscheidung hat keinen Wert, wenn sie nicht auf die Probe gestellt wird. Es reicht nicht, dass Deine Figur für sich entschieden hat, dass sie jetzt an die Liebe glaubt und dem anderen auf dieser Ebene begegnen will.

Eine solche Entscheidung könnte auch eine Laune oder Selbstüberschätzung sein.

Die Figuren müssen jetzt beweisen, dass es ihnen ernst ist. Und dafür müssen sie an den Punkt der größtmöglichen Verletzlichkeit gelangen, an dem alles verloren scheint. Wie genau der aussieht, möchte ich im Rahmen eines Blogartikels nicht vorschlagen. Es gibt viel zu viele Klischees an dieser Stelle:

  • Die Figur denkt, dass ihr Loveinterest jetzt mit jemand anders glücklich ist.
  • Der Loveinterest hat etwas getan (oder es sieht so aus), was unverzeihlich ist.
  • Um sich ganz auf die Liebe einlassen zu können, muss die Figur irgendein Opfer bringen, das zu groß erscheint.

Was genau hier auf dem Spiel steht, entscheidest Du. An dieser Stelle wird der Unterschied zwischen okay und wirklich gut geformt.

Worauf musst Du beim Entwickeln achten?

Schreibanfänger:innen neigen dazu, diesen Step nicht ernst genug zu nehmen. Die Liebenden haben sich kennengelernt, sie haben sich voneinander zurückgezogen und jetzt für die Liebe entschieden. Du selbst weißt ja schon, dass Deine Figuren glücklich miteinander werden. Warum sollen sie jetzt noch einmal an ihren dunkelsten Punkt gebracht werden?

Aber ohne diesen dunklen Punkt wirkt der Sieg am Ende fad und vorhersehbar. Man befürchtet unwillkürlich, dass das Leben der beiden von jetzt an ähnlich verlaufen wird. Bring die beiden an eine echte Grenze, die sich tief aus ihren Persönlichkeiten speist und beweist, dass sie sich gemeinsam dieser Unsicherheit und Verletzlichkeit stellen können.

Wenn Du hier ungeschickt arbeitest, wirkt es künstlich und aufgesetzt. Hier kannst Du zeigen, wie gut Du wirklich schreiben kannst.

Welche Fragen helfen beim Planen dieses Steps?

  • Welche unerträgliche Entscheidung steht im Raum und bringt die Figur an ihre inneren und/oder äußeren Grenzen?

10.) Liebe siegt über die Angst

Ein Mann und eine Frau werfen sich glückliche Blicke zu, während sie auf einer Wiese vor Bäumen tanzen.

Am dunkelsten Punkt entscheiden sich beide Figuren für die Liebe. Sie finden zueinander. Das, was sie jetzt haben, ist keine verträumte Liebelei mehr. Sie haben die Angst überwunden, dass sie für den anderen nicht wertvoll genug sind oder Teile ihres eigenen Lebens für ihn aufgeben müssen.

Nimm die Lesenden mit, damit sie spüren, wie schön es jetzt ist – aber ziehe diese Phase nicht zu sehr in die Länge. Oft schreibt man hier noch einen kleinen Epilog, der beweist, dass die Liebenden auch Tage oder Monate nach der großen Auflösung immer noch liebevoll verbunden sind und sich all die Ängste und Mühen auf dem Weg dahin gelohnt haben.

Worauf musst Du beim Entwickeln achten?

Zeige noch einmal, dass die Figuren jetzt glücklich miteinander sind und dabei ganz sie selbst sein dürfen, ohne sich verstellen zu müssen.

Welche Fragen helfen beim Planen dieses Steps?

  • An welchen Details merkt man, dass beide jetzt glücklich sind und sich in ihrer Beziehung sowohl geborgen wie auch frei fühlen?
  • Welche Art von Zukunft wartet jetzt auf sie?
  • Wie unterscheidet sich diese Zukunft von der, die früher auf sie gewartet hat?

Du willst mehr Theorie?

Ich lade Dich herzlich ein zu meinem Online-Workshop „Kitsch oder Literatur? – Liebe als Haupt- und Nebenplot im Roman“!

Termine:

Sonntag, 15. Juni ’25, 14.00 – 17.00 Uhr

Sonntag, 22. Juni ’25, 14.00 – 17.00 Uhr

Sonntag, 29. Juni ’25, 14.00 – 17.00 Uhr


Deine Investition ins Schreibhandwerk: 98,- Euro (inkl. MwSt.)

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Ein Artikel von Hanna Aden

Ich hoffe, dieser Artikel hat Dir gefallen und unterstützt Dich bei Deinem nächsten Roman! 

Ich bin –> Hanna Aden, Seejungfrau, erfolgreiche Schriftstellerin – und verspielte Lehrerin für Schreibmenschen mit Herz.

In meinem Blog veröffentliche ich halbwegs regelmäßig spannende Artikel für Dich. Hier zeige ich Dir, wie Du mit der Seejungfrauen-Methode (Marktanalyse, Schreibhandwerk und Unique Voice) immer bessere Bücher schreiben kannst.

Außerdem biete ich regelmäßig Schreibkurse an und unterstütze Dich gern als persönliche Mentorin auf dem Weg zum Bucherfolg.

Hanna steht mit petrolfarbenem Blazer vor einer Hecke und hält eine Bouzouki, ein griechisches Saiteninstrument.
Kategorien: Allgemein