Ins Schreiben kommen

Der beste Roman ist nur ein Hauch radioaktiver Staub im Wind. Zumindest dann, wenn er nicht geschrieben wird. Mit anderen Worten: Seine Strahlkraft verpufft. Wenn Du Erfolg willst, musst Du Dich als Allererstes auf den Hosenboden setzen und Deinen Roman schreiben. Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat.

Manchmal ist es ganz schön schwer, das konsequent durchzuziehen – und wieder einzusteigen, wenn man eine Weile pausiert hat, weil andere Dinge im Leben nach Aufmerksamkeit verlangten …

Heute zeige ich Dir, wie es Dir gelingt, trotz Deines vollen Alltags und vieler Ablenkungen von der ersten Seite bis zum Ende Deines Manuskripts durchzuhalten. Mit nur 30 Minuten am Tag steht die Rohfassung Deines Romans vielleicht schon in wenigen Monaten!

1.) Schreib regelmäßig!

Dieser Tipp klingt so simpel und banal, dass man ihn am liebsten überlesen will. Trotzdem liegt der Schlüssel zu Deinem Erfolg nicht in kreativen Highlight-Nächten alle sechs oder acht Monate. Wenn Du Deinen Roman beenden willst, ist Regelmäßigkeit erfolgreicher als das Hoffen auf Sternstunden oder das Warten auf Inspiration.

Vielleicht erlaubt Dein Tagesplan Dir, jeden Tag eine oder sogar zwei ganze Stunden zu schreiben. Vielleicht geht es Dir wie mir bei meinen ersten Romanen und Du musst Dich mit Kaffee und Willenskraft zwingen, wenigstens 30 Minuten ans Ende Deines 12-StundenTages zu quetschen.

Das geht natürlich nur, wenn Du gleichzeitig abgebrüht genug bist, die Wäsche liegen zu lassen, den Staub fortzuniesen und das Kochen ein weiteres Mal der Tiefkühltruhe zu überlassen …

Die wenigsten Menschen haben einen Tagesablauf, in dem von allein genug Zeit fürs Schreiben ist. In den allermeisten Fällen musst Du Dir die Zeit zum Schreiben erkämpfen. 30 Minuten am Tag reichen. Wirklich. Stell Dir einen Timer auf 30 Minuten und höre auf, sobald er klingelt.

Jeden verdammten Tag in Deinem Leben.

2.) Schreibe in handlichen Portionen

Achte nicht nur darauf, dass Du jeden Tag schreibst, sondern auch, dass Du das geplante Pensum nicht überschreitest. Das klingt zunächst paradox. Der Hintergrund dieses Tipps ist, dass Dein Gehirn normalerweise die Energie genau einteilt, die Dir zur Verfügung steht. Wenn Du jeden Tag zuverlässig eine halbe Stunde schreibst und danach aufhörst, gewöhnt sich Dein Biorhythmus daran und stellt nach ein paar Tagen jeden Abend genau die Energie zur Verfügung, die Du dafür brauchst.

Wenn Du am Ende deiner dreißig Minuten plötzlich eine ganz tolle Idee bekommst, höre trotzdem auf, sobald der Timer klingelt. Notiere Dir kurz, worum es in der Idee geht. Die Idee wird am Tag darauf immer noch da sein und dreißig Minuten lang Dein Herz und Deine Gedanken erfüllen. Und am übernächsten Tag hast Du trotzdem noch Kraft und Energie.

Wenn Du stattdessen Dich selbst austrickst und an einem Abend die letzten Kraftreserven mobilisierst, um diese eine Idee aufzuschreiben, wirst Du in den kommenden Tagen und Wochen feststellen, dass Du immer weniger Lust hast, Dich trotzdem zum Schreiben hinzusetzen. Dein Körper schützt Dich auf diese Weise davor, Dich zu verausgaben

3.) Trenne Schreibzeit und sonstiges Leben

Wenn Du regelmäßig schreiben willst, hilft es, die Zeit zum Schreiben durch ein besonderes Ritual von der Alltagszeit abzugrenzen. Schaffe Dir ein Signal, das klarstellt: „Ab jetzt ist es Zeit zum Schreiben … und jetzt ist die Schreibzeit vorbei und der Alltag hat mich wieder.“

Mögliche Rituale können sein:

  • Ein besonderes Musikstück, das Dich jedes Mal zuverlässig in die Stimmung zum Schreiben bringt
  • Eine Kuscheldecke, in die Du Dich zum Schreiben einwickelst, während der Rest der Welt draußen bleiben muss
  • Eine Kerze, die Du symbolisch für die Muse anzündest, damit sie den Weg zu Dir findet
  • Vielleicht gibt es ein ätherisches Öl, das Dir beim Entspannen hilft?
  • u.v.m.

Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten, mit denen Du Deinem Unterbewusstsein klarmachen kannst, dass jetzt Zeit zum Schreiben ist. Wenn Du Dein Ritual regelmäßig am Anfang der Schreibzeit nutzt, wird es irgendwann wie ein Schalter, mit dem Du von Alltag auf Inspiration umschalten kannst.

4.) Wo schreibst Du?

Der Platz, an dem Du schreibst, soll ein Ort sein, an dem Du Dich wohlfühlst. Vielleicht gehst Du zum Schreiben manchmal in ein Café, ins Grüne, in eine Bücherei oder Deine Lieblingskneipe. Wahrscheinlich hast Du zu Hause einen Arbeitstisch, oder Du schreibst mit dem Laptop im Wohnzimmer oder in der Küche.

Bevor Du mit dem Schreiben beginnst, stelle sicher, dass alle Ablenkungen fortgeschafft sind. Niemand darf Dich erschrecken oder Dir mit Alltagsdingen kommen. Die Atmosphäre sollte behaglich und angenehm sein. Schließe die Tür hinter Dir, entweder real oder metaphorisch. Auf diese Weise kommt nichts Deinen Gedanken bei Deinem Weg zu den Sternen in die Quere.

5.) Selbstliebe

Ganz egal, wie gut Deine Story ist und wie viel Talent Dein Schreiben beflügelt: Früher oder später kommen die Zweifel. Taugt das, was Du da schreibst, überhaupt etwas? Sollte man es nicht besser löschen, verbrennen und noch mal ganz von vorn anfangen?

Solche Gedanken kommen meist, wenn du entweder zu erschöpft von Deinem sonstigen Leben bist – oder wenn Du kurz vor einem Durchbruch stehst, der Deiner Story ein besonderes Maß an Tiefe verleihen wird. Beides bedeutet, dass Du jetzt besonders nett zu Dir sein musst. Beleidige weder Deinen Text noch Dich, nicht mal in Gedanken. Natürlich kannst Du das, und natürlich ist Dein Text gut. Vielleicht noch kein Meisterwerk, aber viele tausendmal besser als all die leeren Seiten von Menschen, die im Gegensatz zu Dir nicht mal gewagt haben, mit dem Aufschreiben anzufangen.

Klopf Dir auf die Schulter und gratuliere Dir zu allem, was Du schon erreicht hast.

Und dann mach weiter. Zweifel sind nur etwas, was die Neuronen in Deinem Gehirn oder irgendwelche Botenstoffe in Deinem Blut verursachen. Eine halbe Stunde kannst Du das auch mal ignorieren und weiterschreiben.

Oder?

6.) Schreibkolleg:innen helfen beim Durchhalten!

Es gibt sowohl online wie auch im realen Leben eine Vielzahl von Möglichkeiten, wie Du Menschen findest, die Deine Leidenschaft fürs Schreiben teilen. Die meisten örtlichen Volkshochschulen bieten Anfängerschreibkurse an, in denen Du Gleichgesinnte findest. Auch im Internet findest Du viele Schreibgruppen, -foren und Austauschmöglichkeiten, über die Du Schreibkolleg:innen, Testleser und vielleicht auch Mentoren für Deinen Weg findest.

Schreibkolleg:innen sind unglaublich wichtig, gerade, weil das Schreiben selbst so eine einsame Tätigkeit ist und die Menschen in Deinem sonstigen Leben oft wenig Verständnis dafür haben. Also hege und pflege sie, schenke ihnen Blumen und freu Dich über alle, die Deine Leidenschaft teilen!

7.) Fang immer wieder neu an

Dieser Tipp klingt banal. Er ist aber möglicherweise der wichtigste von allen.

Früher oder später kommt der Tag oder die Woche, in denen Du keine Zeit zum Schreiben hast. Vielleicht bist Du einfach müde, vielleicht überrollen Dich in Deinem restlichen Leben die Ereignisse. Das ist völlig okay! Ganz egal, wie fest Du entschlossen warst, von jetzt an wirklich an jedem Tag zu schreiben … irgendwann kommt etwas dazwischen.

Der Trick liegt darin, sich davon nicht entmutigen zu lassen. Wenn Du nach drei oder vier Tagen (oder Wochen) entscheidest, wieder anzufangen, tu so, als wäre heute der erste Tag. Der Flow braucht vermutlich eine Weile, bis er sich einstellt, und die ersten ein, zwei Tage sind mühsam, als ob Du nie zuvor geschrieben hättest … aber Du hältst durch. Der Flow kehrt zurück. Die Muse liebt Dich.

Praxistipp: Komme direkt in die Umsetzung

Dein Vorteil bei diesem Workbook ist, dass ich Dir als professionelle Autorin gleich aus zwei Gründen wertvollen Input für Deinen künstlerischen Weg mitgebe. Als Schriftstellerin und gleichzeitig Lehrerin besitze ich das notwendige Wissen und weiß, wie man es vermittelt.

Learning by Doing:

Mit diesem Workbook erhältst Du auf hundert Seiten eine spielerisch und leicht anmutende Einführung in das Schreibhandwerk. In diesem Workbook gibt es nahezu keine Theorietexte oder Beispiele von anderen. Dafür gibt es genug andere Schreibratgeber, deren Verfasser:innen oft genug voneinander abschreiben und sich gegenseitig zitieren.

In diesem Arbeitsbuch findest Du stattdessen 100 Seiten, die Dich direkt in die Praxis bringen. Du erhältst das komprimierte Resultat von über 20 Jahren Erfahrung als Schriftstellerin und Lehrerin auf eine Weise, die Dich zum Schreiben animiert und die Theorie vergessen lässt. Während des Arbeitens begreifst Du bei jedem einzelnen Aspekt des Handwerks:

Natürlich, so funktioniert es. Ich habe es getan und währenddessen die Methode verstanden. Jetzt kann ich sie auch für künftige Bücher nutzen.

Bildbearbeitung: Diana Aslan. Alle Fotogrundlagen als Lizenz bei Shutterstock erworben.