Hallo Roman-Autor:in!
Mit diesem Blog-Beitrag möchte ich Dich ermutigen, auf Deinem Weg als Schriftsteller:in am Ball zu bleiben, auch wenn es sich manchmal frustrierend anfühlt. Die Bücherwelt hat nicht unbedingt auf Deinen Roman gewartet. Oft ist es ein mühsamer Weg, auf dem man immer mal wieder auf die Klappe fällt und dann wieder aufsteht.
Aber ganz ehrlich: Lieben wir unsere Bücher nicht trotzdem – oder gerade deswegen?
Wir hören immer wieder von Autor:innen, bei denen es mit dem ersten Buch geklappt hat. Durchbruch, Spitzentitel, eigene Villa am Garda-See … Na gut, vielleicht keine Villa, aber offenbar reicht Talent in vielen Fällen aus, damit es klappt.
Bei mir war es anders. Ich habe sage und schreibe 13 Bücher unter verschiedenen Pseudonymen veröffentlicht, bevor eine wichtige Literaturagentur Interesse an mir als Autorin zeigte. Dieses Interesse bedeutet nicht, dass man mir sofort einen Vertrag angeboten hat und mich auf Händen trug! Im Gegenteil. Aber man hat mich gefragt, ob ich das Projekt an bestimmten Stellen überarbeiten könnte. Das ist beinah wie ein Ritterschlag.
13 Bücher! Genau. Nicht mit eingerechnet all die Bücher, die ich angefangen oder zu Ende geschrieben habe, ohne dass es am Ende klappte. Wie wahnsinnig kann man sein?
„Warum schreibst Du nicht unter Deinem eigenen Namen?“, wurde ich immer wieder gefragt.
„Weil ich noch nicht gut genug bin“, sagte ich jedes Mal. „Dieses Buch hier … das ist wie eine Skizze. Ich habe geübt, wie man eine Figur entwickelt. Wie man eine Geschichte aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Wie man Vorgeschichte und Gegenwart verbindet, wie man einen Spannungsbogen konstruiert und Storywerte nutzt.“
„Warum schickst Du es an einen Verlag, wenn es nicht fertig ist?“
„Es ist fertig. Es ist ein gutes Buch. Aber es ist noch nicht das Buch, das ich eines Tages schreiben werde.“
In den Blicken meines Gegenübers lag dann meist nur wenig Verständnis. Ich biss die Zähne zusammen und lernte, das Thema zu vermeiden.
Das hier ist eine Geschichte über Liebe zu Büchern und über den Mut, sie immer wieder neu zu schreiben. Es ist eine Geschichte darüber, zuzuhören, was der Markt will und was die Menschen raten, die schon mehr Erfahrung haben. Es ist eine Geschichte über Wachstum, Hoffnung und die Entschlossenheit, nach jeder Niederlage wieder aufzustehen.
Und es ist eine Geschichte über die Sehnsucht danach, über all diese Regeln und Einschränkungen hinauszuwachsen und irgendwann die ganz eigene Stimme zu finden.
Was ich aus dieser Geschichte gelernt habe, lernst Du übrigens in meinem regelmäßig stattfindenden Workshop zur Autorenmarke:
Die ersten Ideen
Meinen ersten Roman schrieb 2004 im zarten Alter von 21 Jahren. Da hatte ich schon einen großen Ordner voller Kurzgeschichten, die ich teilweise auf Lesungen meiner Schreibwerkstatt zum Besten gab. Der Roman wurde nie angekauft. Mit 22 besuchte ich dann meinen ersten „richtigen“ Schreibkurs bei Gyde Callesen. Ich brauchte sieben Jahre, um die Grundlagen unseres Handwerks zu lernen.
Die ersten Romane
Nach sieben Jahren, in denen ich das Schreibhandwerk gründlich lernte, entwickelte ich mit „Dominant Girl“ eine Frauenpower-Antwort auf Shades of Grey. Die meisten Verlage und Agenturen schrieben nicht mal eine Ablehnung. Eine machte sich die Mühe, zwei Sätze zur Begründung zu schreiben. Die nahm ich zum Anlass, alles komplett neu aufzuziehen und fand einen Platz in einem Kleinverlag. Die beiden E-Books folgten kurz danach.
Die ersten Vorschüsse
Nachdem die Shades-of-Grey-Welle weiterlief, blieb ich in diesem Genre. Ich versuchte, die Storys auf eigene Weise mit Leben zu füllen. Doch ich stolperte immer wieder darüber, dass ich mit dem Männerbild in diesen Geschichten nicht glücklich war. Ich wollte Tiefe und Polyamory und moderne Rollenbilder, keine Alpha-Males. Bei Schwarzkopf fand ich die Chance, derartige Geschichten zu schreiben, solange es genug Erotik in der Handlung gab.
Das Herzensprojekt
Küstenschutz und die ganz große Liebe! In diesem Roman nutze ich das Setting aus einem der schönsten Sommer meines Lebens. Als Studentin habe ich als freiwillige Küstenschutzhelferin zwei Wochen auf einer Hallig in der Nordsee auf Salzgras geschlafen, Pfähle in den Wattboden gerammt und Reisigbündel geschleppt. Dieses Setting wurde zum Hintergrund für meinen ersten lesbischen Liebesroman.
Gothic-Herzensprojekt
2015 ging ich noch halbweg regelmäßig in Gothic-Clubs und liebte es, mich mit Korsett und Godet-Rock in Szene zu setzen. Deswegen erschien es mir logisch, als Fortführung des vorigen Romans jetzt einen lesbischen Vampirroman zu schreiben, der gleichzeitig die Teilung Deutschlands und das Leben als junge Frau in den späten Fünfzigern beschrieb. Ich schrieb ihn komplett fertig. Doch der Verlag wollte ihn nicht! Also habe ich ihn aus lauter verletztem Stolz unwiderbringlich gelöscht.
Steampunkt-Science-Fiction
Ich hatte keine Lust mehr auf Romanzen und Erotik. Eine Kollegin gab mir den Tipp , dass Steampunk der nächste große Trend werden könnte. Ich erfand eine alternative Realität, in der eine außerirdische Lebensform die Erde übernahm und eine Luftschiff-Piratin uns alle retten musste. Mega spannend auf der gesellschaftlichen Ebene, wie ich fand. Als Trilogie geplant, der erste Band geschrieben. Doch die Steampunk-Welle platzte und niemand wollte das Projekt.
Endlich wieder ein Vertrag
In dem Jahr war erotisch angehauchte Urban Fantasy besonders in Imprints sehr beliebt. Ich folgte dem Rat meiner Kollegin und schrieb das Label direkt bei Facebook an, um nach einer Mailadresse zu fragen. Tatsächlich kam meine Trilogie unter Vertrag und wurde auch gedruckt. Wichtige Lektion: Einen dritten Band zu schreiben fühlt sich doof an, wenn der erste sich währenddessen nur mäßig verkauft.
Und ich kann immer noch keine Alpha-Males. Wenn ich sie schreibe, werden sie klischeehafte Hohlbirnen, die auch beim Lesen keinen Spaß machen. *seufz*
Sichere Buchverträge
Der Blue Panther Verlag steht für ein ganz bestimmtes Genre. Und dieses Genre steht dafür, dass ich als Autorin allmählich die Hoffnung verlor. Ich kann keine Alpha-Males schreiben. Ich kann keine Wohlfühlromane an Sehnsuchtsorten schreiben. Thriller missglückten mir bisher auch jedes Mal. Wie oft habe ich meine Kolleg:innen gefragt, was funktionieren könnte und gerade gesucht wird! Wie oft habe ich es versucht und bin daran gescheitert, weil all das, was angeblich „ganz leicht“ ist, mir nicht gelingen wollte …
Aber ich kann gute Sexszenen schreiben. Immerhin. Jeder braucht irgendeine Begabung.
Lieblingsbuch
In meinem kreativen Tief schien es mir an der Zeit, mich auf meine Wurzeln zu konzentrieren. Ich liebe das Schreiben. Ich liebe es, anderen zu zeigen, wie es geht. Wenn meine eigenen Geschichten nicht überzeugen – vielleicht kann ich dann anderen helfen, dieses Ziel zu erreichen?
Also entwickelte ich das erste Arbeitsbuch im deutschsprachigen Raum mit praktischen Arbeitsblättern, das ganz konkret zum Schreiben des ersten eigenen Buches befähigt. Es erzählt, wie ich finde, die schönste Liebesgeschichte der Welt: Die Geschichte einer Idee, aus der ein ganzes Buch wird.
Schreibe den besten Roman Deines Lebens!
Lieblingsgeschichte
Sommer 2020.
Die Arbeit am Workbook hat geholfen. Meine Energie ist zurückgekehrt. Ich beginne mit der Arbeit. Es wird ein Buch, bei dem ich nicht danach frage, was der Markt will. Es kommt ganz tief aus meinem Herzen, und zum ersten Mal überhaupt fühlt es sich auch für mich wie eine Lovestory an.
Zunächst beginnt die Geschichte von Manja und Yves recht konventionell, doch etwas läuft anders. Manja hat einen Lieblingsmenschen, der nonbinär ist. Und auf einmal weiß niemand in diesem Dreieck mehr, wen er/sie/they eigentlich liebt …
Ich liebe diese Geschichte. Irgendwann will ich sie auf dem Buchmarkt sehen. Polyamory rockt.
Die Bücher der Zukunft
Zu dem Zeitpunkt, an dem ich diesen Artikel verfasse, arbeite ich an einem historischen Roman im Nachkriegsdeutschland. Er wurde inspiriert durch die Lebenserinnerungen meiner Großmutter, die als mittelloser Flüchtling von 19 Jahren nach Nordfriesland gelangte und dort mit ihrem Schulenglisch einen Job als britische Übersetzerin fand. Ich habe das Gefühl, sie schaut mir beim Schreiben über die Schulter. Das fühlt sich gut an. Als sie noch lebte, hat sie jeden Abend für mich gebetet und mich wie all ihre Enkelkinder dabei namentlich genannt.
Das Schreibhandwerk kann ich jetzt. Es wird Zeit für wahrhafte und große Geschichten. Oder?
So oder so, ich werde weiterschreiben. Ich bin Geschichtenerzählerin, ich kann nicht anders. Das ist der Weg, den ich gewählt habe. Genau wie Du vermutlich, sonst hättest Du nicht bis hier unten gelesen.
Schreibanfänger:innen haben oft die Hoffnung, dass gleich ihr erster Roman auf magische Weise wie Harry Potter in die Bestsellerlisten einschlägt und ihnen damit die Möglichkeit verschafft, weitere Bücher zu schreiben. Das ist ein schöner Traum, aber meistens bleibt er genau das. Ein Traum. In der Realität haben auch große Schriftsteller:innen sehr viel häufiger eine Romanbiografie wie meine. Wir müssen uns Schritt für Schritt nach vorn kämpfen und werden immer wieder zurückgeworfen. Fehler und Irrwege gehören zum Weg dazu. Man lernt aus ihnen.
Ich halte daran fest: Es lohnt sich, das Schreibhandwerk gründlich zu lernen. Es lohnt sich, auf die zu hören, die älter und erfahrener sind und besser wissen, was der Markt sucht.
Aber am Ende sind es Deine eigene Stimme und Deine eigene Vision, die den Unterschied machen.
Die Verfasserin:
Hanna Aden (*1983) ist Schriftstellerin und examinierte Lehrerin. Seit 2015 unterstützt sie als Seminarleiterin und Coach angehende und professionelle Autor:innen auf ihrem Weg.
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Danke, dass Du meinen Text gelesen hast! Ich mag neugierige und wissbegierige Menschen. Besonders, wenn sie sich für das Erzählen von Geschichten interessieren.
In meinem Newsletter verschicke ich (halbwegs) regelmäßig Tipps über das Schreiben, Inspirationals und informiere Dich über neue Blogbeiträge und Videos. Außerdem schenke ich Dir als Dankeschön für Dein Interesse das E-Book „Romane schreiben für Anfänger:innen“ im PDF-Format. Dort erhältst Du 18 praktische und direkt umsetzbare Lektionen, die Dir die Basics des Schreibhandwerks informativ und fesselnd vermitteln.
Mein Best Buddy würde sagen: Gönn Dir!
Ich freue mich darauf, Dich vielleicht schon bald in einem meiner Kurse kennenzulernen.
Liebe Grüße
Hanna